Frühjahrs-Challenge für Teamleader: Check dein Ego – Führe bewusst statt impulsiv

Barbora Schulze-Herringen
Dipl. Betriebswirtin & zertifizierte Systemischer Business Coach
A a surreal digital illustration of a small businessman in a blue suit standing alone on a smooth, white floor, casting an enormous, sharply defined shadow. The shadow forms the silhouette of a confident, powerful figure with arms on hips, wearing a fedora, symbolizing ambition, leadership, or inner strength. The background is a soft gradient from light gray at the bottom to dark gray at the top, giving the image a dramatic spotlight effect. The scene should evoke a metaphor for potential, personal growth, or psychological contrast between self-perception and capability.
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Der Frühling ist da – Zeit für frischen Wind, Aufbruch und einen inneren Frühjahrsputz. Während viele sich auf To-Do-Listen, Strategiemeetings und Q2-Ziele stürzen, hast du als Teamleader die Chance, mit einer anderen, viel kraftvolleren Frage in die neue Saison zu starten:

Wie sehr führt dein Ego – und wie sehr führst du bewusst?

Diese Frage ist keine Kritik. Sie ist eine Einladung. Denn wer führen will, muss sich selbst führen können. Und dabei steht oft ein mächtiger Mitspieler im Raum, den viele nicht auf dem Schirm haben: das Ego.

Was ist das Ego überhaupt?

Psychologisch betrachtet ist das Ego jener Teil in uns, der unser Selbstbild schützt, unsere Identität aufrechterhält, die wir sozusagen brauchen, um zu wissen, wer wir sind. Deshalb möchte es gerne Kontrolle haben und Recht behalten. Es will anerkannt werden, glänzen – und es geht in den Verteidigungs-Modus, wenn es sich bedroht fühlt.

Das Ego ist nicht per se „schlecht“. Es schützt uns. Es ist Teil unserer Persönlichkeit. Aber in der Führungsrolle kann es schnell zum Störfaktor werden – vor allem, wenn es unbewusst agiert.

Typische Ego-Muster in der Führung

Viele Führungskräfte reagieren aus Mustern, ohne es zu merken. Hier ein paar Klassiker – vielleicht erkennst du dich in einem oder mehreren wieder:

  • Kontrolle statt Vertrauen
    Du glaubst, nur wenn du alles selbst im Blick hast, läuft es rund. Delegieren fällt dir schwer, weil du „sichergehen“ willst. Doch Kontrolle erstickt oft die Kreativität deiner Mitarbeitenden – und verhindert echtes Wachstum.
  • Recht haben statt zuhören
    In Meetings willst du deine Sicht durchsetzen. Feedback nimmst du schnell persönlich. Statt neugierig zu fragen, verteidigst du dich – aus Angst, schwach zu wirken.
  • Anerkennung suchen
    Dein Selbstwert hängt stark daran, wie du wahrgenommen wirst. Du brauchst Lob, willst Leistung zeigen – aber du spürst: Es macht dich abhängig von äußeren Bewertungen.
  • Konflikte vermeiden
    Du willst Harmonie, willst gemocht werden – und sprichst Themen nicht offen an. Doch echtes Leadership bedeutet, auch unangenehme Gespräche zu führen.

Diese Muster sind menschlich. Doch wenn du sie nicht erkennst, übernehmen sie die Führung – und du wirst zum „reaktiven Leader“, statt zum bewussten Gestalter.

Warum dein Ego dein Team beeinflusst

Das Verhalten von Führungskräften prägt die emotionale Atmosphäre eines Teams. Ein Ego, das oft in Alarmbereitschaft ist, sendet unterschwellige Signale:

  • Unsicherheit: Mitarbeitende spüren, wenn du dich angegriffen fühlst oder innerlich abschottest.
  • Misstrauen: Wenn du zu stark kontrollierst, entsteht kein Raum für Eigenverantwortung.
  • Angst vor Fehlern: Wenn du Perfektion verlangst, machen andere lieber gar nichts, als etwas falsch.

Kurz: Dein Ego beeinflusst die psychologische Sicherheit im Team. Und die ist entscheidend für Kreativität, Zusammenarbeit und Motivation.

Frühjahrs-Challenge: Dein Ego bewusst beobachten

Hier kommt deine Einladung zur Selbstreflexion – in Form einer dreiwöchigen Ego-Challenge:

  • Woche 1: Achtsamkeit entwickeln
    • Beobachte dich bewusst im Alltag: Wann spürst du einen inneren Druck, dich zu verteidigen, zu kontrollieren oder zu rechtfertigen?
    • Notiere dir abends drei Situationen, in denen dein Ego besonders aktiv war.
    • Frage dich: Was wollte ich in dem Moment schützen?
  • Woche 2: Ego-Muster verstehen
    • Wähle eins deiner Muster (z. B. Kontrollbedürfnis) und beobachte es tiefer.
    • Reflektiere: Woher kenne ich dieses Verhalten? Aus welcher Erfahrung stammt es?
    • Teile deine Erkenntnisse mit einem vertrauten Kollegen oder Coach.
  • Woche 3: Neue innere Haltung kultivieren
    • Übe bewusste Pausen in Konflikten: 3 tiefe Atemzüge, bevor du reagierst.
    • Stelle offene Fragen statt Behauptungen. Z. B.: „Wie siehst du das?“
    • Lobe bewusst andere – nicht um zu gefallen, sondern um zu fördern.

Herzlichen Glückwunsch! Nun bist du schon ein großes Stück weiter. Nun gebe ich dir noch ein paar Tools dazu an die Hand:  

Tools zur Ego-Arbeit in der Führung

Diese konkreten Werkzeuge, kannst du in deinen Führungsalltag integrieren:

1. Das Reaktionsprotokoll

Nach einer stressigen Situation:

  • Was ist passiert?
  • Was habe ich gefühlt?
  • Was habe ich gedacht?
  • Wie habe ich reagiert?
  • Welche andere Handlung wäre aus bewusster Haltung möglich gewesen?

2. Das Werte-Check-In

Frage dich regelmäßig:

Handele ich gerade aus meinem Ego – oder in Einklang mit meinen Werten?

Z. B.: Mut, Klarheit, Wertschätzung, Verantwortung

3. Der Spiegel-Moment

Wenn du dich über jemanden ärgerst:

  • Was triggert mich an dieser Person?
  • Gibt es einen Teil in mir, der ähnlich ist?
  • Was könnte ich hier über mich selbst lernen?

Unter uns gesagt: ich nutze für den Spiegel-Moment tatsächlich einen Spiegel. Um sich aus einer Situation kurz herauszunehmen ist es am Anfang sinnvoll, sich auch tatsächlich – wenn möglich – körperlich herauszunehmen. Das kann im Büro z.B. ein kurzer Break sein, um die Toilette aufzusuchen. Der Spiegel dort eignet sich hervorragend, um sich genau diese Fragen zu stellen.  

Schattenarbeit – deine verborgenen Anteile entdecken

Das Ego hat nicht nur offensive Seiten, sondern auch verdeckte. Diese zeigen sich z. B. in übertriebenem Perfektionismus, Angst vor Ablehnung oder dem Drang, immer gebraucht zu werden.

Schattenseiten, die viele Leader in sich tragen:

  • Die Angst, nicht gut genug zu sein
  • Die Sehnsucht nach Kontrolle aus Unsicherheit
  • Die Identifikation mit Leistung statt mit dem eigenen Menschsein

Diese Schatten zu erkennen, braucht Mut – aber es lohnt sich. Denn darin steckt enormes persönliches Wachstumspotenzial.

Bewusst führen – ohne das Ego zu verleugnen

Es geht nicht darum, dein Ego zu „besiegen“. Es ist Teil von dir. Aber du kannst lernen, es zu erkennen – und ihm nicht automatisch die Führung zu überlassen.

Bewusste Führung heißt:

  • zu merken, wann du getriggert bist
  • den Moment zwischen Reiz und Reaktion zu verlängern
  • aus einer inneren Ruhe heraus zu handeln – nicht aus einem Reflex

Fazit: Dein Ego als Trainingspartner, nicht als Boss

Diese Frühjahrs-Challenge ist keine einmalige Übung, sondern der Beginn eines Weges. Jeder Schritt in Richtung Selbstbeobachtung, jeder bewusste Moment, stärkt deine Führungskraft – im wahrsten Sinne des Wortes.

Fragen zum Mitnehmen:

  • Wo hält mein Ego mich zurück – und wo darf ich loslassen?
  • Wer bin ich als Führungskraft, wenn ich nicht mehr nur reagiere, sondern bewusst gestalte?
  • Was möchte ich in meinem Team kultivieren – und wie lebe ich es vor?
  • Mach dich auf den Weg. Der Frühling ruft. Und dein bewusstes Leadership wartet.

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Autorin:

Barbora Schulze-Herringen, www.fuehrenisteinfach.de

Literatur

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