Plötzlich Führungskraft: Wie du den Übergang meisterst und (dich) erfolgreich führst

Sinah Koelman, M.Sc
Gesundheitsmanagerin, Beraterin & Coach
Geschäftsfrau in modernem Büro, sitzt selbstbewusst am Schreibtisch mit Tablet und Notizbüchern, symbolisiert Erfolg, Professionalität und Karriereentwicklung.
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Es war am frühen Abend, als ich kurz davor war, eine Aufgabe abzuschließen und in den Feierabend zu starten. Plötzlich klopfte der Vorstandschef an meine Bürotür und trat mit den Worten ein: „Frau Koelman, es ist Zeit für eine neue Herausforderung.“ So begann vor rund 10 Jahren meine Reise in eine Führungsrolle. Überrascht und stolz stimmte ich sofort zu, ohne wirklich zu wissen, was mich erwartet und was es bedeutet, Führungsverantwortung zu tragen.

Eine sehr ähnliche Situation sollte sich ein paar Jahre später ereignen. Was beide Situationen gemeinsam hatten? Ich bekam nicht nur „von heute auf morgen“ deutlich mehr Verantwortung, sondern wurde auch plötzlich vom Teammitglied zur Führungskraft.

Der Übergang zur Führungskraft: Ein Neuanfang mit Herausforderungen

Der Übergang von einem Teammitglied zur Führungskraft ist oft schwieriger als erwartet – besonders in Teams, in denen man vorher gleichberechtigt zusammengearbeitet hat. Dieser Wechsel bringt nicht nur berufliche Herausforderungen mit sich, sondern führt oft auch zu einem inneren Konflikt zwischen Stolz auf den Aufstieg und Zweifeln an der neuen Verantwortung.

Beim ersten Mal, als ich Führungsverantwortung übernahm, fühlte ich mich stolz und bestätigt, dass mein Fleiß belohnt wurde. Doch beim zweiten Mal - mit dem Wissen, was Führung wirklich bedeutet - war ich sowohl begeistert als auch nervös. Ich war gespannt auf die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, gleichzeitig jedoch besorgt, wie sich meine neue Rolle auf die Beziehungen zu meinen Kollegen auswirken würde. Die Balance zwischen Führung und Kollegialität stellte sich als eine der größten Herausforderungen meines beruflichen Werdegangs heraus.

Wie du den Übergang von der Fachkraft zur Führungskraft meisterst

Gerade der schnelle Wechsel in eine Führungsrolle kann schwierig sein, wenn klare Strukturen und Erwartungen fehlen. In der Theorie hört man oft von Transformationskurven und Lernprozessen, die mit dem Wechsel von einer Fachkraft zu einer Führungskraft einhergehen. In der Realität fühlt sich dieser Übergang jedoch oft weniger strukturiert an, und man steht plötzlich neuen, oft ungeahnten Herausforderungen gegenüber.

Herausforderungen und Erkenntnisse

Mit der Übernahme meiner Führungsrollen war der erste Schritt, Vertrauen aufzubauen und gleichzeitig meine Selbstzweifel zu managen. Ich hielt es für wichtig, offen mit meinen ehemaligen Gleichgestellten zu kommunizieren, Entscheidungen zu erklären und ihre Meinungen in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Dabei war mir bewusst, dass Veränderungen oft auch Konflikte mit sich bringen.

Die Rolle des Coachings: Veränderung und Wachstum fördern

In dieser Zeit wurde Coaching für mich unschätzbar wertvoll. Eine professionelle Coachin begleitete mich auf meinem Veränderungsweg und half mir, eine klare Vision zu formulieren. Coaching gab mir nicht nur die Werkzeuge, um besser zuzuhören und Konflikte zu managen, sondern förderte auch meinen empathischen Führungsstil. Darüber hinaus konzentrierten wir uns auf meine persönliche Entwicklung: Ich verbesserte mein Zeitmanagement und stärkte mein Selbstbewusstsein. Es ging nicht darum, meine Stimme laut zu erheben, sondern meine Stärken zu erkennen, mich selbst anzunehmen und meine Emotionen zu verstehen. Dadurch entwickelte ich eine Klarheit, die es mir auch heute ermöglichte, herausfordernde Situationen mit Leichtigkeit und Souveränität zu bewältigen.

Der Wunsch, gemocht zu werden: Stressfalle für Führungskräfte  

Ein konkretes Beispiel aus meiner Anfangszeit als Führungskraft war mein starker Wunsch, von allen gemocht zu werden. Es war mir extrem wichtig, es jedem recht zu machen und Konflikte zu vermeiden, um bloß nicht anzuecken. Ich dachte, eine gute Führungskraft müsse in erster Linie beliebt sein. Dieser Ansatz führte jedoch zu enormem Stress, weil ich versuchte, alle Erwartungen gleichzeitig zu erfüllen, ohne klare Grenzen zu setzen. Mein Bedürfnis, die Zustimmung anderer zu erhalten, führte oft dazu, dass ich mich selbst und meine eigenen Prioritäten vernachlässigte, was mich schließlich überforderte.

Durch das Coaching erkannte ich, dass es nicht meine Aufgabe ist, jedem zu gefallen. Meine Coachin half mir, den Fokus zu verschieben und meine Führungsrolle neu zu definieren: Es ging nicht darum, immer beliebt zu sein, sondern authentisch und klar in meinen Entscheidungen zu handeln. Wir arbeiteten daran, meine Selbstwahrnehmung zu stärken und die Balance zwischen Empathie und Durchsetzungsvermögen zu finden. So lernte ich, klare Grenzen zu setzen und dabei dennoch einfühlsam und respektvoll zu bleiben.

Schwierige Gespräche meistern: Kritik respektvoll formulieren

Ein weiteres Beispiel war der Umgang mit schwierigen Gesprächen. Als Führungskraft war ich plötzlich dafür verantwortlich, konstruktives Feedback zu geben, auch wenn es unangenehm war. In einem konkreten Fall musste ich einem langjährigen Kollegen mitteilen, dass seine Leistung nicht den Erwartungen entsprach. Ich zögerte, weil ich unsere gute Beziehung nicht belasten wollte. Meine Coachin half mir, das Gespräch vorzubereiten, indem sie mich dabei begleitete, klare und sachliche Botschaften mit Empathie zu verknüpfen. Wir entwickelten gemeinsam Gesprächstechniken, die es mir ermöglichten, Kritik respektvoll zu formulieren und gleichzeitig Unterstützung anzubieten, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Durch das Coaching lernte ich, dass Führung nicht bedeutet, immer die richtige Antwort zu haben, sondern den Raum für Wachstum und Entwicklung zu schaffen – sowohl für mich selbst als auch für mein Team. Indem ich meine Führungskompetenzen durch kontinuierliches Lernen und Coaching weiterentwickelte, konnte ich nicht nur schwierige Situationen besser bewältigen, sondern auch das Vertrauen und die Motivation meines Teams nachhaltig stärken. Das regelmäßige Reflektieren meiner Führungsrolle half mir dabei, in meiner neuen Verantwortung sicherer und erfolgreicher zu werden.

Emotionale Intelligenz als Schlüsselkompetenz

Ein wesentlicher Aspekt, den ich ebenfalls durch das Coaching entwickelte, war die emotionale Intelligenz. Gerade in der Führung ist sie eine unschätzbare Fähigkeit, um nicht nur die eigenen Emotionen zu verstehen und zu regulieren, sondern auch die Bedürfnisse und Gefühle des Teams zu erkennen. Diese Kompetenz half mir, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, in der meine Mitarbeitenden sich verstanden und unterstützt fühlten. Emotionale Intelligenz geht dabei Hand in Hand mit authentischer Führung – also der Fähigkeit, echt und transparent zu agieren. Es war nicht nur wichtig, meine fachliche Autorität zu zeigen, sondern auch Menschlichkeit und Empathie zu bewahren. Durch diese Balance konnte ich nicht nur ein starkes Führungsteam aufbauen, sondern auch eine nachhaltige und gesunde Teamkultur fördern.

Selbstführung als Basis für erfolgreiche Führung

Während meiner Reise zur Führungskraft erkannte ich vor allem auch, dass nicht nur meine Fachkenntnisse und zwischenmenschlichen Fähigkeiten gefragt waren, sondern vor allem die Fähigkeit, mich selbst effektiv zu führen. „Gesunde Selbstführung“ bedeutet, sich selbst auf körperlicher, emotionaler und mentaler Ebene gut zu managen – eine Kompetenz, die unerlässlich ist, um als Führungskraft langfristig erfolgreich zu sein. Oft geraten Führungskräfte in die Falle, sich ausschließlich auf die Bedürfnisse des Teams zu konzentrieren und dabei ihre eigenen zu vernachlässigen. Ich lernte jedoch, dass ich nur dann eine starke Führungspersönlichkeit sein kann, wenn ich auch gut für mich selbst sorge.

Selbstführung heißt auch, Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Dazu gehört, Prioritäten zu setzen, die eigene Energie zu managen und Zeiten für Erholung zu schaffen. In meinen ersten Jahren als Führungskraft habe ich häufig übersehen, wie wichtig es ist, auch außerhalb der Arbeit Ausgleich zu finden. Erst durch bewusste Selbstreflexion und professionelle Begleitung lernte ich, auf meine Grenzen zu achten und mich nicht zu überfordern. Dies half mir, in stressigen Situationen klarer und souveräner zu agieren.

Selbstreflexion als Schlüssel zur Weiterentwicklung

Selbstführung erfordert auch eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den eigenen Werten, Zielen und Verhaltensmustern. Besonders in Führungspositionen ist es entscheidend, sich regelmäßig Zeit für Selbstreflexion zu nehmen. Wie oft fragen wir uns wirklich: „Bin ich auf dem richtigen Weg? Sind meine Entscheidungen in Einklang mit meinen Werten?“ Während meiner Laufbahn als Führungskraft war es oft die Selbstreflexion, die mir half, Klarheit zu gewinnen und unbewusste Muster zu erkennen. Diese Praxis ermöglichte es mir, nicht nur beruflich, sondern auch persönlich zu wachsen. Indem ich mir regelmäßig Zeit nahm, mein Handeln und Denken zu hinterfragen, konnte ich nicht nur meine Führungsfähigkeiten weiterentwickeln, sondern auch besser auf die Bedürfnisse meines Teams eingehen.

Coaching als Instrument zur Selbstreflexion

Coaching fördert Selbstreflexion, indem es eine objektive Perspektive bietet und dabei hilft, blinde Flecken im eigenen Verhalten zu erkennen. Es schafft Raum für eine strukturierte Reflexion und unterstützt Führungskräfte dabei, hinderliche Verhaltensmuster zu identifizieren und zu verändern. Gleichzeitig fördert Coaching Klarheit und Zielorientierung, sodass Entscheidungen authentisch und im Einklang mit den eigenen Werten getroffen werden können. Durch konstruktives Feedback und Spiegelung hilft der Coach, die Außenwirkung besser zu verstehen und die emotionale Intelligenz zu stärken. Dies verbessert das Bewusstsein für eigene sowie fremde Emotionen und trägt langfristig zu kontinuierlicher persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung bei.

Meine Schlüsselerfahrung nach rund 10 Jahren Führungserfahrung

Führungskräfte stehen oft unter dem Druck, Stärke und Sicherheit auszustrahlen. Diese Erwartung kann dazu führen, dass sie schwierige Themen vermeiden, um ihre Autorität und das Vertrauen ihrer Mitarbeitenden zu bewahren. Dauerhafter Druck kann in Isolation und erhöhtem Stress münden, was langfristig ihre Effektivität und ihr Wohlbefinden beeinträchtigt.

Führung erfordert Mut, Ausdauer, das Streben nach Verständnis und vor allem Ehrlichkeit – auch sich selbst gegenüber. Es gehört zum Führungsalltag, dass unangenehme Themen angesprochen und Konflikte ausgehalten werden müssen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Führung nicht auch Freude bereiten kann. Im Gegenteil!

Um erfolgreich zu sein, sind Anpassungsfähigkeit, emotionale Intelligenz und Kommunikationsstärke notwendig – Fähigkeiten, die wir entwickeln, wenn wir einen vertrauensvollen Raum haben, um uns zu öffnen und über Ängste und Herausforderungen sprechen zu können. Genau diesen Raum bietet Coaching!

Zukunftsvisionen

Rückblickend auf meinen Transformationsprozess bin ich dankbar für die Unterstützung, die ich erfahren durfte, und für die Möglichkeit, sowohl beruflich als auch persönlich zu wachsen. Ich freue mich, diese Erkenntnisse als systemische Coachin und Personalverantwortliche weiterzugeben. Es gibt so viele Menschen, die von diesen wertvollen Erfahrungen profitieren können – sei es im beruflichen oder im persönlichen Kontext. Coaching ist ein unverzichtbarer Begleiter in verschiedenen Lebenssituationen.

Fazit

Die Übernahme von Führungsverantwortung war ein entscheidender Schritt in meiner Karriere, der durch die Unterstützung eines Coaches wesentlich erleichtert wurde. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, wie wertvoll zwischenmenschliche Beziehungen und die Bereitschaft zur persönlichen Weiterentwicklung sind. Ich ermutige jeden, Führungsverantwortung zu übernehmen und sich dabei Unterstützung zu suchen. Auch als Führungskraft ist es wichtig, um Hilfe zu bitten.  

“Gesunde Selbstführung" bezieht sich auf die Fähigkeit einer Person, ihr eigenes Leben auf eine Weise zu managen, die ihr körperliches, geistiges und emotionales Wohlbefinden fördert. Sie umfasst verschiedene Aspekte, die in ein ganzheitliches Konzept integriert werden - auf persönlicher und beruflicher Ebene.

Unsere Gast-Autorin Sinah Koelman:

2021 hat Sinah die Marke „Business meets Life“ gegründet. Damit geht sie ihrer Begeisterung für das Unternehmertum in Kombination mit gesundheitlichen Themen rund um Mindset, Selbstwert, Achtsamkeit, Ernährung und Fitness nach.

Literatur

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