Dr. Peter Schwarzer
Head Coach Business & Career Impact
Was Frauen wollen, ist einfach: erwachsene Männer. Die scheinen jedoch eine schrumpfende Spezies zu sein. Laut Gallup und dem WEF, kristallisiert sich seit einiger Zeit nämlich der Trend heraus, dass GenZ und die Millennials es einfacher finden, mit einem „Heimchen am Herd“ in einer Beziehung zu sein als mit einer Frau, die erfolgreich ihre Karriere macht.
Da steht es besser um Frauen, die mit einem Mann im mittleren Alter liiert sind. Weil ich so einer bin und meine Frau eine erfolgreiche Karriere hat, schlug mir vor einiger Zeit ein Freund vor, einen Workshop zu konzipieren zum Thema „Wie können Männer (Partner) erfolgreiche Karrierefrauen unterstützen?“
Zum Auftakt erstellte ich eine Umfrage — mein innerer Analyst will das so. Die Ergebnisse waren sehr erhellend und das nicht immer im positiven Sinn. Meine Stichprobe war klein (40 Frauen aus 12 Ländern über vier Kontinente), aber die Trends bestätigen, was andere Umfragen vor Jahren herausgefunden haben. Deswegen bin ich ziemlich sicher, dass die Ergebnisse meiner Umfrage recht belastbar sind. Der gesamte Datensatz zur Stichprobe ist weiter unten erhältlich. Das Interessante für mich waren vor allem die Kommentare, die ich von den Teilnehmerinnen erhielt — und auf die konzentriere ich mich in der Analyse hier.
Wenig überraschend ist, dass Frauen es schwer finden, die Balance zwischen Karriere und Beziehung zu finden. Wirft man dann noch Kinder in die Mixtur, nimmt die Komplexität der Herausforderungen ungemein zu. Es ist nie genug Zeit. „Alles geht“ geht eben nicht. Und am Ende des Tages wollen Frauen in ihrer Beziehung fair behandelt werden. Dabei geht es nicht um 50/50 Aufteilung der to-do Liste, sondern um Attitude. Rein praktisch heißt das für Männer, aktiv Unterstützung anzubieten und zu handeln und nicht darauf warten, gefragt zu werden.
Nun würde man meinen, das seien alles keine Themen mehr. Immerhin ist das erste Viertel des 21.Jahrhunderts bald rum. Dem ist nicht so. Die Realität für viele Frauen hat eine Teilnehmerin so zusammengefasst: „Wenn es darauf ankommt, ist es für Männer sehr herausfordernd, wenn die Frau mehr verdient und in ihrer Karriere schneller vorankommt.“ Es kommt aber noch dicker: „Mein Partner bestimmt, wo es lang geht, ohne mich zu fragen, obwohl ich die Hauptverdienerin bin.“ Während das letzte Zitat von einer Managerin um die 50 ist, wurde die andere Beobachtung von einer jungen Gründerin unter 30 geteilt.
Und dann ist da noch das Detail, dass knapp 40% der Frauen in dieser Befragung berichteten, sie waren mal in einer Beziehung, in der der männliche Partner nicht mit ihrem Erfolg umgehen konnte. Keine dieser Beziehungen hat das überlebt. Wer jetzt argumentiert, das seien doch alles eiskalte Karrierefrauen, die über Leichen gehen, kann gleich einpacken. Wenn es um die Wahl zwischen Karriere und Beziehung geht, dann ist es wahrscheinlicher, dass Frauen sich für die Beziehung entscheiden. Es liegt also der Schluss nahe, das Problem ist nicht die erfolgreiche Karriere, sondern die Männer.
Das macht es für jüngere Frauen besonders schwer. Zum einen fallen GenZ und Millennials zurück in die Beziehungssteinzeit. Zum anderen wird die Wahrscheinlichkeit für Karrierefrauen Männer für eine Beziehung auf Augenhöhe zu finden kleiner. Dazu folgende Statistiken:
Aufgrund der Umfrage wollen Frauen Männer mit Selbstvertrauen, die auf sich Acht geben und ihren Blick auf etwas gerichtet haben, das „größer ist als sie selbst“.
Hier ein paar Zitate:
Die ehemalige Facebook COO Sheryl Sandberg ist nicht die erste, aber wahrscheinlich mit eine der berühmtesten Personen, die sinngemäß sagte: „Die wichtigste Karriereentscheidung, die Frauen treffen, ist, wen sie heiraten.“ Was also tun als Frau? Ein erster Schritt kann der sein, sich darüber im Klaren zu sein, was man kontrollieren kann und was nicht. Dazu gehören ein paar harte Wahrheiten und Trends, die nicht kontrollierbar sind. Zwei davon nehme ich hier unter die Lupe. Erstens was hier schon erwähnt wurde, der Teich, aus dem frau nach Partnern auf Augenhöhe fischen kann, wird kleiner. Zweitens, die Gesellschaft urteilt — egal, was frau macht.
Was andere in unserem Leben verurteilen, ist erst einmal eine Aussage über deren Werte und Vorstellungen. Wir haben die Wahl, uns diesem Urteil zu beugen oder nicht.
Auch wenn die Gesellschaft es als Ideal vorgibt, aber vielleicht wollen Sie ja gar keinen Ehemann, Dauerpartner, bessere Hälfte oder wie auch immer Sie das nennen wollen. Ein Kampf weniger.
Wenn sich die Suche nach Partnern auf Augenhöhe aufgrund der schrumpfenden Demographie als immer schwieriger gestaltet, ist vielleicht die Frage nach der Definition von Augenhöhe interessant. Für viele heißt das vergleichbarer Karrierelevel, Bildungsstand, Familienhintergrund, etc. Dies sind wichtige Faktoren, aber auch gesellschaftliche Konstrukte, die wir oft ohne Frage akzeptieren. Vor allem aber sind sie kein Garant für eine gute Beziehung.
Was die Chancen für eine gute Beziehung erhöht, sind gemeinsame Werte, offene Kommunikation und Klarheit über gemeinsame Ziele. All das geht auch ohne gleichen Bildungsstand, monatliches Gehalt und soziale Herkunft. Vielmehr gilt es herauszufinden, was jeder in die Beziehung einbringt, um diese Werte zu leben und die Ziele zu erreichen. „Ich tue das für Dich, wenn Du dies für mich tust,“ ist Verhandeln und Transaktion, aber keine Transformation.
Ich komme auf das Zitat der jungen Gründerin zurück, die sagte, dass ein Partner sie damit unterstützt, wenn er seine eigenen Passionen hat. Kann das ein Schlüssel sein, den Radius der Partnersuche zu erweitern? Wo kann man Menschen finden, die die eigenen Werte teilen und/oder sich dafür stark machen? Wo kann man Menschen finden, die ähnliche Ziele verfolgen?
Coaching kann helfen, die eigenen Werte und Ziele zu entdecken. Coaching kann auch helfen, versteckte Werte und/oder Annahmen zu entdecken und aufzudecken, ob man diese Werte einfach nur aufgrund von Druck von außen internalisiert hat. Und Coaching kann auch helfen, Beziehungen neu zu betrachten und als Paar, Werte und Ziele zu entdecken.
Hier noch der Link zu den Ergebnissen der Umfrage und Lesematerial:
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