Wer Macht will, muss auch Macht liefern

Silke Strauß
Executive Coach & Autorin
Hand platziert letzten Holzblock auf Stapel als Metapher für strategisches Vorgehen und Problemlösung.
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Es gibt Sätze, die ich im Coaching öfter höre. Einer davon kam mir kürzlich wieder unter, gesprochen von einer gestandenen Frau, die ansonsten durchaus weiß, was sie will: „Nein, das würde mein Chef nie zulassen, da brauche ich gar nicht zu fragen und deswegen lässt sich dies nicht verändern.“

Seit zehn Jahren arbeite ich im Empowerment für Frauen mit Einzelcoachings und mit zwei jährlichen Programmen für Top-Frauen. Ich habe viel Herzblut in diesem Thema, nicht nur weil ich selbst lange einzige Frau in einem rein männlich besetzten Leitungsgremium war, sondern weil ich die Kraft der Unterstützung immer wieder kennen und schätzen gelernt habe. Ich erfreue mich übrigens sehr daran, wie viele wunderbare Frauen anspruchsvolle Jobs sensationell managen.

Frauen sollten keine besseren Männer sein

Und gleichzeitig bin ich regelmäßig wieder völlig erstaunt, wie wenig einige Frauen bisweilen die Welt um sich herum beobachten. Nein, ich meine keineswegs, dass Frauen die besseren Männer werden sollten. Weit gefehlt. Aber bisweilen ist mein Eindruck, dass Frauen immer noch der Meinung sind, wenn sie schon im höheren Management arbeiten, dass man doch Sonderrahmenbedingungen für sie finden sollte. Noch immer nehme ich gleichzeitig viel Zurückhaltung wahr, wenn es darum geht, sich in einer Auseinandersetzung durchzusetzen, dabei auch mal Kante zu zeigen, deutliche Worte zu sprechen oder eben die eigene Position gegen Widerstand zu verteidigen. Manchmal scheint die Botschaft zwischen den Zeilen zu lauten: „Ich will mir doch nicht die Hände schmutzig machen. Diese Aufgabe ist nun wirklich die meines Chefs/ meiner Nachbarabteilung/ von HR oder wem auch immer, aber keinesfalls meine.“ Oder übersetzt: „Da müssen die anderen sich anders verhalten und etwas tun. Doch nicht ich.“

Extrameile und Zweikampf

Und dies fängt auch manchmal schon bei der Bewerbung für eine Top-Position an, denn spätestens ab da gilt es, konkret auf sich aufmerksam zu machen, seine Ambition und den eigenen Willen deutlich zu zeigen, seine Leistungen glasklar benennen zu können anstatt lediglich darauf zu warten, dass frau gefragt wird. Da zählt es, die Extrameile von sich aus und aktiv zu gehen, ohne zu murren. Da zählt es, für gute Leistung um gutes Geld nachzufragen und nicht nur darauf zu warten, dass es jemand anbietet. Und es zählt auch, mit Menschen auszukommen, die frau/man nicht als Freund:in haben wollte. Es zählt ebenso, in einen Zweikampf gehen zu können und sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Und es gilt, die eigene Idee zu verteidigen und sich nicht gleich wieder nach anderen zu richten. Es zählt, auch einmal fünfe gerade sein zu lassen und nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen oder auf das eigene Rechthaben zu pochen.

Frauen, macht es euch nicht schwerer als es ist. Nutzt Eure Chancen und seht es sportlich. Und eines kann ich versprechen: Das macht dann auch viel mehr Spaß!

Unsere Gast-Autorin Silke Strauß

Executive Coach, Autorin und Referentin, fokussiert auf Topführungskräfte in Konzernen und mittelständischen Wirtschaftsunternehmen, politischen und sozialen Organisationen, einzeln oder Leitungsteams auch in schwierigen Situationen, www.strauss-ecexutive.de.

Literatur

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