Dr. Heinz-Christian Kuche
Head Coach Balance & Vitality
Eine Klientin – ich nenne sie hier stellvertretend A. – suchte mich auf. Sie war vor einiger Zeit aus einem mehrwöchigen Urlaub zurückgekehrt, dennoch fühlte sie sich kraftlos und antriebslos, sie hatte keine Lust zu arbeiten. Sie war ausgebildete Naturwissenschaftlern, 40 Jahre alt, hatte zwei Kinder und führte eine glückliche Ehe. Sie war Abteilungsleiterin in einem Tech-Unternehmen und hatte ein Team von 20 Mitarbeitern. Sie liebte ihren Job und war erfolgreich und anerkannt.
Aber etwas stimmte dennoch nicht.
Häufig wird so ziemlich alles, was bei der Arbeit oder im Privaten mit Stress, Ermüdung oder Motivationsverlust einhergeht, mit Burnout gleichgesetzt. Doch aus medizinisch-wissenschaftlicher Sicht stimmt das so nicht. Nicht jeder Erschöpfungszustand oder jede Überlastung im Job kann mit einem beginnenden oder fortgeschrittenen Burnout-Syndrom in Verbindung gebracht werden.
Andererseits wird in der Gesellschaft, vor allem in den Medien, das Burnout-Syndrom bereits als Krankheit mit Symptomen wie Schwermut, Suizidalität, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen beschrieben, d. h. mehr oder weniger als Synonym für eine Depression, vor allem bei Managern.
Die Gleichstellung eines Burnout-Syndroms mit psychischen Krisen und Erkrankungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Arbeitsüberlastung auftreten, ist inkorrekt.
Burnout ist andererseits nicht gleichbedeutend mit einer Depression oder anderen psychischen Erkrankungen. Burnout gilt derzeit noch nicht als eigenständige psychische Erkrankung, sondern als Stressfolge im Zusammenhang mit Verarbeitungen von Belastungen in Schule, Ausbildung, Studium oder bei der Arbeit.
Burnout ist ein Zustand mit stark erhöhtem Risiko für psychische Erkrankungen, hier insbesondere Depressionen oder Angststörungen.
Dennoch gibt es zwischen den Symptomen eines Burnout-Syndroms und denen einer Depression zahlreiche Überschneidungen, zum Beispiel Antriebslosigkeit, Interessenlosigkeit oder bleierne Müdigkeit. Beide Krankheitsbilder führen die Betroffenen ebenfalls häufig in die soziale Isolation, indem sie sich zurückziehen oder von Freunden, Bekannten und sogar Angehörigen abwenden. Für eine medizinische Abgrenzung und Diagnose ist es daher elementar, die Symptome und Beschwerden genau zu erfassen, um das zugrunde liegende Krankheitsbild zu identifizieren und die anschließende Therapie individuell darauf abzustimmen.
Eine ständige Gereiztheit gepaart mit Zynismus ist symptomatisch für ein Burnout-Syndrom. Dagegen tauchen bei einer Depression Symptome bzw. Beschwerden auf, die über das Krankheitsbild Burnout hinausgehen: Dazu gehören ein vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen, aber auch Suizidgedanken. Und während Menschen, die akut am Burnout-Syndrom leiden, sich im Inneren häufig nach etwas sehnen, „was sie früher immer so gerne gemacht haben“, haben depressive Menschen durch die empfundene Erschöpfung bzw. Erkrankung häufig weder die Lust noch die Energie, überhaupt etwas zu unternehmen.
Medizinisch hatte sie sich bereits untersuchen lassen. Ihr Arzt, ein Kollege, der sich mit funktioneller Medizin beschäftigt, hatte festgestellt, dass ihre Stresshormonachse durcheinander sei, sie sozusagen in der Phase einer ausbrennenden Stresshormonphase sei. Zur Unterstützung hatte er ihr bereits eine Therapie mit einem Mix aus Aminosäuren, Vitaminen, sekundären Pflanzenstoffen und Mineralstoffen zur Unterstützung der Regeneration verordnet. Auch eine Behandlung des Darmmikrobioms war Teil der Therapie.
Aber auf mentaler Ebene könne er ihr nicht weiterhelfen, deshalb stellte sie sich bei mir vor. Sie stellte mir zunächst die Frage woher diese Gefühle kommen. Ich fragte sie wie sich diese Gefühle äußeren – sie solle spontan aus dem Bauch heraus antworten. Sie sagte, sich habe das Gefühl mit hängender Zunge durch das Leben und die Arbeit zu hecheln, getrieben zu sein, was sie zu tun und zu lassen hätte und vor allem was in welcher Reihenfolge, um allen und den Aufgaben gerecht zu werden. Sie habe auch Schlafstörungen und wache auf mit dem Gedanken, etwas falsch oder nicht gut genug gemacht zu haben, oder etwas Wichtiges vergessen zu haben.
Was war hieraus zu hören? Sicher eine vielschichtige Symptomatik – ein Knäuel von Emotionen , auch Blockaden und ungesunder Stressverarbeitung. Wir einigten uns darauf, zusammen in einem Coachingprozess zu arbeiten.
Zunächst war also das Ziel eine ehrliche und wohlwollende Bilanz zu ziehen, um Klarheit zu schaffen. Meine Intention war, dadurch den ersten Druck aus dem Kessel zu nehmen, Ängstlichkeit und Katastrophendenken den Raum zu entziehen.
Wir näherten uns mit folgenden Fragen dem Findungsprozess zur Klarheit. Was klappt gut und möchte nicht verändert werden? Was fühlt sich unwohl an und bedarf einer Modifikation oder sollte sogar ganz verschwinden?
Bei ehrlicher Beantwortung poppten hier schon einige entscheidene Arbeitsfelder . So war es auch in diesem Fall.
Als entscheidenes Thema kristallisierte sich heraus, dass A. Schwierigkeiten mit Abgrenzung – um es einfach zu sagen – mit dem NEIN-Sagen hatte. Und darüber hinaus fiel es ihr in der Folge schwer Aufgaben zu delegieren.
Die Folge war eine Anhäufung von uneffektiven, unliebsamen Aufgaben, die regelrechte Energiefresser waren. Dies führte zu Unzufriedenheit, Frustration, unartikulierter Wut und einer Ausschüttung von Stresshormonen. Darüber hinaus hatte sich A. damit selbst die Möglichkeit genommen abzuschalten, und die wenige freie Zeit nicht mehr energieaufladend für sich nutzen zu können.
NEIN ist häufig ein negativ konnotiertes Wort. Sollte es so sein, dass das Wort – wie in diesem Fall- die Mitbedeutung hat, dass ich jemanden von einer Aufgabe ausgrenzen würde, weil ich glaube, meinem Gegenüber die Aufgabe nicht zumuten zu können, fällt es mir schwer es auszusprechen. Gründe können sein, zu glauben man selbst könne es sowieso am besten oder der Mitarbeiter sei noch nicht soweit.
Ich entziehe meinem Gegenüber damit aber die Möglichkeit sich zu beweisen und werde bei jedem weitern derartigem Vorgehen, die Bereitschaft meines Gegenübers vermindern, sich anzubieten. Folglich übernehme ich nach und nach unreflektiert die Aufgaben meines Gegenübers mit.
Durchbreche ich diesen Kreislauf kann ein NEIN – übernehmen sie diese Aufgabe, zu mehr gegenseitigem Respekt führen. Und es kann zu einer erheblichen Entlastung führen. Eine Kontrolle der Aufgabe ist ja weiterhin möglich.
Abgrenzung von Aufgaben, d.h. eine Veröffentlichung über das, was ich machen will und was nicht, führt also immer zu einer Klarheit. Wichtig ist es herauszufinden, welche Motive hinter der fehlenden Abgrenzung stehen, dann wird es möglch, wie ich diese eventuell umdeuten kann oder sie auch hinterfragen könnte.
Dies ist Ziel des Coachingprozesses durch gezielte Fragestellungen.
Delegieren, synonym auch: abgeben, betrauen, weiterleiten, übertragen – warum ist das überhaupt sinnvoll? Ganz einfach: Weil keiner von uns alles kann – weder gleichzeitig, noch alles gleich gut.
Gerade beim Thema Delegation nehmen sich viele oft selbst zu wichtig. Der Gedanke, dass eine Aufgabe nur von Ihnen selbst bestens erledigt werden kann ist eine Falle. Dies war auch im Fall von A. so. Als perfektionistisch veranlagte Persönlichkeit hatte sie in ihrem Selbstverständnis unbewusst die Einstellung, Aufgaben nicht zu delegieren – nach dem Motto, bevor ich die Problemstellung erklärt habe, habe ich sie selbst viel schneller erledigt.
Ihr Umfeld empfand unbewusst auch bald so – Vorgesetzte gaben Aufgaben nach unten durch und sie selbst häufte sie bei sich an. Mitarbeiter fragten irgendwann nicht mehr nach, sich zur Entlastung anzubieten. Die Folge war Kumulation und Ineffizienz. Bei meiner Klientin A. stellte sich hingegen keine Befriedigung ein, sondern Frustration, obwohl sie sich indirekt selbst in diese Falle geführt hatte. Denn so blieb oft keine Zeit für die wirklich wichtigen Dinge, weil sie sich mit dem Tagesgeschäft selbst überlastet hatte! Auf der anderen Seite vermittelte sie bei ihren Mitarbeitern das Gefühl an deren Kompetenz zu zweifeln. In Wirklichkeit aber traute sie ihrem Umfeld durchaus viel zu, es hatte mehr mit ihr zu.
Als A. in ihrem Coachingprozess darauf stieß, war es ein regelrechtes AHA-Erlebnis. Sie konnte danach mit Leichtigkeit delegieren und am Ende kurz und knapp die Ergebnisse besprechen. Ihre Mitarbeiter nahmen die Änderung als Vertrauensbeweis wahr und boten sich zukünftig von sich aus an.
Kurzum: Delegieren hilft dabei, effizienter und effektiver zu arbeiten. So manche Führungskraft bleibt dadurch überhaupt noch arbeitsfähig. Zahlreiche Mitarbeiter aber auch.
An diesem Fallbeispiel – das in Gänze nicht in einem Beitrag abgebildet werden kann – zeigt sich exemplarisch die Vielschichtigkeit der Burn-out Symptomatik. Nicht jeder erfüllt das Vollbild. Es gibt alle erdenklichen Übergänge – immer aber gibt es einen medizinisch abzuklärenden Part und immer gibt es einen Anteil der die Lebensumstände betrifft. Hier greift der Coachingprozess ein.
Meiner Einschätzung nach ist der überwiegende Teil der Betroffenen in jedem Stadium unterstützbar. Ganz entscheidend schwere Verläufe zu verhindern, ist die niedrige Hürde Hilfe anzubieten.
Der Online Coachingprozess in der Gruppe, wie die Balance-Vitality Journey ihn anbietet, bedeutet eine niedrigschwellige, aber hocheffiziente Möglichkeit hierzu. Ich bin absolut überzeugt, dass wir durch Crimalin einen bahnbrechenden Nutzen für alle Betroffenen bieten.
Das wahre Problem ist das Anfangen, nicht das Tun! Also starte deine persönliche Reise zu innerem Gleichgewicht und mehr Lebensfreude.
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