
Dr. Cristina Barth Frazzetta
Co-Founder, COO & Head Coach Life Orientation & Navigation
Ich erinnere mich gut an die Zeit nach der Geburt meiner kleinen Tochter – ich war so glücklich! Es gibt Fotos, da sieht man, dass ich komplett verliebt bin in das kleine Wesen...
Allerdings kann ich mich auch an die tiefe Erschöpfung erinnern, die damit verbunden war. Wegen meiner Facharzt-Prüfung hatte ich meinen Mutterschutz verkürzt und nach der ambulanten Geburt war ich auch gleich wieder zuhause, wo mich mein quirliger dreijähriger Sohn, der wegen seiner kleinen Schwester sehr aufgeregt war, ordentlich forderte. Obendrein wurde die wunderbare Haushilfe, die ich für die Wochenbettzeit organisiert hatte, vor Antritt der Stelle schwer krank, so dass wir als Familie ganz auf uns gestellt waren.
Jedoch schon zwei Monate nach der Geburt hatte ich trotz der körperlichen Anstrengung sehr widerstreitende Gefühle:
Einerseits war ich nach wie vor auf Wolke sieben und vollgepumpt mit dem Liebeshormon Oxitocin, verbunden mit dem Wunsch, dass diese Zeit niemals enden möge – andererseits fühlte ich aber eine beginnende Langeweile und leise Sehnsucht nach geistigen Herausforderungen, verbunden mit einem schlechten Gewissen gegenüber den Kindern.
Außerdem befand ich mich damals mitten in meiner zweiten Facharzt-Weiterbildung zur Ärztin für psychotherapeutische Medizin und da wollte ich nichts verpassen, auch, um nichts nachholen zu müssen.
Ich beschloss also, schon nach 3 Monaten wieder im Job anzutreten. Das bedeutete: Baby-Betreuung organisieren, Söhnchen in die Kita bringen, Milch abpumpen... Das volle Programm. Zudem waren die inhaltlichen Weiterbildungstermine oft „Randtermine“...
Mitten in einer solchen Vorlesung erwischte es mich dann auch:
Massives Brummen im rechten Ohr, Schwindel und stark reduziertes Hörvermögen. Ich hatte einen Hörsturz – wir Ärzte nennen ihn manchmal auch „Ohr-Infarkt“.
Ich wurde dann wegen der Gesamt-Situation stationär behandelt. Neben meinem Krankenbett stand ein Kinderbettchen für mein Baby – endlich hatten wir einmal richtig Ruhe... Und da fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Mein Körper hatte mir ein drastisches Signal geschickt => „Du willst nicht auf mich hören? Ok, dann sorge ich dafür, dass Du die Außenwelt nicht mehr hören kannst!“
Ich habe danach Vieles umgestellt, andere Arbeitszeiten und damit weniger Nachtdienste ausgehandelt, so dass ich mehr Zeit für meine Familie und meine Weiterbildung hatte. Von da an hatte für mich die Beachtung der Balance einen hohen Stellenwert, genauer gesagt, dass die Bereiche meines Lebens, die für mein Wohlbefinden wichtig sind, ausreichend Aufmerksamkeit von mir bekommen. Manchmal war das natürlich trotzdem ein Spagat, aber im Großen und Ganzen ist es geglückt – schade nur, dass es dazu eines so heftigen Weckrufs bedurfte...
Die erste Zeit mit deinem Baby ist magisch – aber auch anstrengend. Schlaflose Nächte, neue Routinen und die riesige Veränderung in deinem Leben sind eine echte Herausforderung. Für viele Mütter fühlt sich der Wiedereinstieg in den Job viel zu früh an.
Trotz der großen Freude am Elternsein kommt mitunter schnell die Sorge um die Karriere auf – besonders, wenn du über die Rückkehr in den Job nachdenkst. Der Gedanke daran, nach der Elternzeit direkt wieder arbeiten zu gehen, löst oft eine Achterbahn der Gefühle aus. Das ist völlig normal. Doch wenn du dich frühzeitig vorbereitest, kannst du den Übergang sanfter gestalten.
Lass uns gemeinsam anschauen, wie du die emotionalen und organisatorischen Herausforderungen, die mit der Rückkehr in den Job nach der Elternzeit verbunden sind, am besten meistern kannst.
Die ersten Wochen mit deinem Baby sind voller neuer Erfahrungen – du kümmerst dich nicht nur um dein Kind, sondern wächst auch in deine neue Rolle als Elternteil hinein.
Kein Wunder, dass sich deine Prioritäten verschieben und dein Blick auf die Welt sich verändert. Plötzlich erscheint es undenkbar, einfach wieder in den Job-Alltag zurückzukehren. Dennoch kommen manchmal auch Gefühle von geistiger Unterforderung auf und die Befürchtung, den Anschluss im Beruf zu verpassen.
Manche Mütter verlängern – sofern sie die Möglichkeit dazu haben - ihre Elternzeit. Allerdings sagen über die Hälfte (57 %) der befragten berufstätigen Mütter, dass sie sich gezwungen fühlten, früher wieder zu arbeiten, als sie eigentlich wollten.
„Sich gezwungen fühlen“ kann von innen, also von dir selbst, oder vom Umfeld herkommen. Wenn du es also selbst bist, die sich unter Druck setzt, dann überlege, wie realistisch deine Befürchtungen sind.
Die meisten Frauen (84%) gaben finanzielle Gründe für den frühen Wiedereinstieg an. In meinen Coachings stelle ich aber beim Thema Finanzen immer wieder fest, dass es sich in vielen Fällen um eine nicht ganz realistische Befürchtung handelt. So gibt es zum Beispiel oft Erspartes, ein kleines Erbe von der Großmutter oder die Eltern, möchten gern schon zu Lebzeiten unterstützen. In solchen Fällen gilt es dann die Perspektive zu wechseln: Wie wichtig ist diese Situation für mein Leben? Ist sie nicht genau so eine, für die ich die Rücklagen gebildet habe? Ist sie nicht doch wichtig genug, einmal nicht alles allein „wuppen“ zu wollen, sondern lieber um Hilfe zu bitten? Auf was könnte ich verzichten, so dass ein Teilzeit-Wiedereinstieg finanziell vielleicht doch ausreichen würde? Und so weiter.
Der Wiedereinstieg kann sich für dich aber auch so anfühlen, als würdest du dich zwischen Karriere und Kind entscheiden müssen, so dass du ein schlechtes Gewissen hast? Ist das wirklich so? Oder könntest du, mal angenommen, dein größter Wunsch wäre, länger mit deinem Baby zuhause zu bleiben, vielleicht auf andere Weise beruflich am Ball bleiben? Zum Beispiel im Austausch mit deinem Team bleiben, kleine Beiträge pro Bono leisten, eine online Weiterbildung machen, einen allmählichen Wiedereinstieg aushandeln und so weiter.
Oder würdest du eigentlich gern bald wieder zur Arbeit gehen, weil du dich unterfordert fühlst, hast aber Angst, dein Baby jemand anderem anzuvertrauen? Wer in deiner Umgebung hat schon Erfahrung mit der Suche nach verlässlicher Kinderbetreuung haben. Es gibt auch Agenturen, die für die Expertise und Qualität der von ihnen vermittelten Personen einstehen. Wichtig ist aber vor allem, dass du selbst zusätzlich zur betreffenden Person recherchierst, dass du ein oder zwei eingehende Gespräche, möglichst auch im Beisein einer Vertrauensperson, mit ihr führst und dabei auf dein Bauchgefühl hörst. Wenn die Zusammenarbeit zustande kommt, können dir regelmäßige Check-ins mit der Betreuungsperson deines Babys Sicherheit geben.
Die hormonellen Veränderungen nach der Geburt, der Schlafmangel und das Gefühl, vieles nicht unter Kontrolle zu haben, können den Übergang ins Berufsleben erschweren.
Ein wichtiger Schritt ist es daher, deine Gefühle zu erkennen, sie ernst zu nehmen und dir Unterstützung zu holen.
Angst
Zwischendurch hilft es, bewusst zu atmen und dich auf den Moment zu konzentrieren. Hol dir Hilfe, wenn du sie brauchst – sei es von Freund:innen, Kolleg:innen oder Profis.
Schuldgefühle
Ganz egal, ob du dich auf die Arbeit freust oder vor allem nervös bist – Schuldgefühle können sich schnell einschleichen. Es ist normal, sich zu fragen, ob du die richtige Entscheidung triffst. Sprich mit Freund:innen, Familie oder Expert:innen über deine Gefühle. Umgib dich mit Menschen, die dich unterstützen und nicht mit Ratschlägen überhäufen.
Wut
Postpartale Wut ist weiter verbreitet, als viele denken. Vielleicht ärgerst du dich darüber, dass du so früh wieder arbeiten musst, oder du fühlst dich von deinem Arbeitgeber nicht genug unterstützt. Yoga, Meditation oder Sport können helfen, angestaute Wut abzubauen. Falls die Wut überhandnimmt, kann ein Gespräch mit einer Fachperson helfen.
Traurigkeit
Viele Mütter fühlen sich traurig oder überfordert, wenn der Job wieder beginnt. Baby-Blues, Erschöpfung, manchmal sogar eine postpartale Depression können auftreten. Spontane Tränenausbrüche sind dabei völlig normal – selbst im Büro. Sei nachsichtig mit dir selbst und erlaube dir, deine Gefühle ohne Selbstkritik zuzulassen.
Freude
Ja, es ist völlig okay, dich auf den Job zu freuen! Die Rückkehr in eine vertraute Umgebung kann dir ein Gefühl von Normalität und Sicherheit geben – und das ist absolut in Ordnung. Es bedeutet nicht, dass du dein Baby nicht genug liebst. Genieße die Zeit mit deinem Baby bewusst und sei dir sicher: Wenn du mit Freude arbeitest, tust du etwas Gutes – für dich und dein Kind.
Der Wiedereinstieg erfordert mehr Planung, als man zunächst denkt. Mit diesen fünf Tipps kannst du dich und dein Baby optimal vorbereiten:
Der Wiedereinstieg nach der Elternzeit ist eine große Veränderung – aber mit der richtigen Unterstützung kannst du daran wachsen und deinen eigenen Weg finden.
Und übrigens: crimalin bietet auch für deine Situation ein Coaching, das dir hilft, Lösungswege zu entwickeln.
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